Wenn Man(n), seine Liebste – zum Beispiel zum nahenden Weihnachtsfest – beeindrucken will, könnte er sie prunkvoll in die Operette führen, sie mit einem Loch-ins-Gelbörserl-reißenden-Urlaub überraschen oder – sie ganz klassisch zum Essen einladen. Freilich, langweilig und gewöhnlich sollte es nicht sein…
Man(n) sollte sich selbstverständlich auf den Abend vorbereiten und zum Beispiel das, vom Rest des Restaurants abgetrennte, Stübchen reservieren und das Abendmenü (€ 64,-) vorbestellen. Ansonsten wird das nix mit der Überraschung, das Menü gibt’s nämlich ausschließlich auf Bestellung. Wenn alle Vorbereitungen erfolgreich abgeschlossen sind, steht dem (kulinarischen) Vergnügen nichts mehr im Weg.
Bei unserem Besuch gab es, vermutlich, ob der vorherigen Ankündigung der publizierenden Testesser Tätigkeiten, für jeden von uns unterschiedliche Gerichte.
Durch Salz, Zitronenthymian und Kapuzinerkresse geadelte und hübsch drapierte Butterwölkchen, serviert mit hausgemachtem Brot und einem zitronigem Erfrischungs-Shot, lassen – als sogenanntes Gedeck – die Kreativität des folgenden Menüs erahnen.
Den orientalischen Touch des obligatorischen Grußes aus der Küche verdankten wir an diesem Abend wohl dem internationalen Küchenteam: Die gröstlartig zubereitete Ente wurde attraktiv in ein knuspriges Sackerl verpackt und auf arabischem Baba Ghanoush (Zu Deutsch: Püree aus Melanzani und Sesampaste) serviert .
Es folgte ein Auszug aus einer kleinen Fischfarm. Sehr verspielt inszeniert und dennoch bodenständig im Geschmack. Mann durfte den confierten Bachsaibling mit Tamarillo (Wikipedia sei Dank, weiß ich jetzt, dass es sich um eine Baumtomate handelt) an Verjus Zitronencreme probieren, während Frau sich an Dreierlei vom Lachs an Gurke, Apfel und weiteren Produkten der Obst- und Gemüseabteilung erfreute.
Ein Süppchen darf in einer Menüabfolge selbstverständlich nicht fehlen – in unserem Fall sogar zwei. Einmal eine Karotten-Kokossuppe mit versenkter Garnele und zum anderen eine philippinische Geflügelsuppe namens Tinola. Köstlich! Leider waren die Suppengläser zum sprichwörtlichen Reinsetzen zu klein.
Uns, den ansonsten übermäßig Fleisch-affinen Gästen, gefiel auch der raffinierte, vegetarische Zwischengang. Mit Kürbis und Blauschimmelkäse gefüllte und mit Walnüssen verfeinerte Ravioli und wieder eine Hommage an die Herkunft der Küchenangestellten: Dim Sum Herbstknödelchen in einer Gemüse Veloute. (Auf Deutsch: in einer Gemüsesauce)
Wie in der gehobenen Gastronomie üblich, gab’s vor dem Hauptgang ein Sorbet. Und weil hier ja wirklich gar nichts langweilig serviert wird, kamen sowohl das Granité von der Isabellatraube als auch das Schwarzbeersorbet auf einem Eislaufplatz-ähnlichen-Teller daher. Wasser in den Teller gegossen, ein paar Blüten zur Deko drauf und ab in den Gefrierschrank und ein paar Stunden später ist der kulinarische Eislaufplatz fertig. Keine blöde Idee, wie wir fanden. Sieht hübsch aus und die darauf servierte kalte Süßspeise kann seine Lebenszeit ein wenig verlängern – theoretisch, wären da nicht die Testesser…
Die nächste Überraschung nahte beim Hauptgang. Das rosa gebratene Hirschkalb mit Haselnuss-Pfefferkruste kam unter einer, mit Thymian- und Rosmarin-Rauch gefüllten Glasglocke daher. Das Glas wird feierlich vor dem Gast abgenommen, der dann ziemlich geräucherte Luft zu riechen bekommt. Großes, kulinarisches Kino. Weniger spektakulär, aber nicht minder köstlich, war das zarte Rinderfilet mit Selleriepüree und Gemüseallerlei.
Zum vermeintlichen Finale gab’s eine detailverliebte Schokokreation mit Achterbahn-ähnlichen Gebilden aus demselben süßen Material und Ribiselhäufchen. Und als leichtere Dessert-Variante, ein Topfen-Soufflee mit Kakaobohneneis und warmen Mandarinen.
Am Ende wird alles gut und wenn nicht, ist es nicht das Ende. Das bestimmt nämlich der Küchenchef und vielleicht haben wir ihm so gut gefallen, jedenfalls wollte er uns abschließend nochmal grüßen. Mit einem geeisten Kaiserschmarrn. Mehr geht jetzt aber wirklich nimma!
Fazit
Auch ohne romantische Beweggründe ist ein Besuch des Landhauses empfehlenswert. Hier wird Gastfreundschaft großgeschrieben und die Kulinarik auf höchstem Niveau ist absolut leistbar. Man spürt die Liebe und die Leidenschaft (also nicht die zwischen den Gästen 😊) für Lebensmittel und Küche. Ich hab nicht nur viel über bisher unbekannte Zutaten gelernt, sondern auch erstklassige internationale Gerichte, mit heimischen Komponenten probiert. Abseits der gehobenen Küche gibt’s hier auch traditionelle Gerichte wie das klassische Schnitzerl (€ 10,50) und eine Landhausplatte (€ 15,50) und das Landhaus ist so oder so einen Besuch wert.
Eckdaten | |
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Adresse | Landhaus Oswald Wolfgang & Maria Edler Unterbergla 15 8522 Groß-St.Florian |
Website | www.landhaus-oswald.at |
Mittagsmenü | Nein |
Telefon | +43 3464 2270 |
Öffnungszeiten | |
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Montag | geschlossen |
Dienstag | geschlossen |
Mittwoch | 11:00 – 22:00 |
Donnerstag | 11:00 – 22:00 |
Freitag | 11:00 – 22:00 |
Samstag | 11:00 – 22:00 |
Sonntag | 11:00 – 22:00 |